Ein Code of Conduct ist ein Leitfaden, der die Erwartungen darlegt, die eine Gruppe an sich selbst und andere hat, was den Umgang miteinander angeht.
Wir, Organisator:innen und Teilnehmer:innen von CryptoParties, setzen uns dafür ein, unsere Veranstaltungen so offen und einladend wie möglich zu gestalten, für alle, die unserer Idee, was CryptoParties bedeuten, zustimmen: Seid großartig zueinander, und tut Dinge!
Dieses “Dinge tun” beschreiben wir ausführlich in dem Leitfaden HowTo organize a CryptoParty. Hier gehen wir darauf ein, was für uns “großartig zueinander sein” bedeutet.
Wir können voneinander lernen, weil wir verschieden sind. Wir feiern diese Unterschiede, und nutzen unsere Stärken in gegenseitiger Solidarität.
Diese Unterschiede sind nicht immer offensichtlich, und ein achtsamer Umgang miteinander dementsprechend umso wichtiger.
Wer Teilnehmer:innen aufgrund ihrer Unterschiede diskriminiert, und gegeneinander ausspielt, hat auf CryptoParties nichts verloren.
Zu einer erfolgreichen CryptoParty gehört, dass jede Person sowohl etwas gelernt, als auch etwas beigebracht hat.
Da CryptoParties generell öffentliche Veranstaltungen ohne Anmeldung sind, lässt sich problematisches Verhalten schwer von vornherein ausschließen. Beeinflussen können wir jedoch, wie wir mit solchen Situationen umgehen. Während die Organisator:innen einer konkreten Veranstaltung hier besondere Verantwortung tragen, möchten wir allen Teilnehmer:innen Erlaubnis und Handlungsspielraum geben, ihre Umgebung so zu gestalten, dass sie sich sicher fühlen.
Leute, die sich diskriminierend oder anderweitig verletzend verhalten (siehe auch Unakzeptables Verhalten), und die nicht in der Lage oder willens sind, ihr Verhalten zu ändern, können und sollten von CryptoParties ausgeschlossen werden.
CryptoParties sollten keinen Eintritt kosten. Freiwillige Spenden sind jedoch ok.
Es sollte niemals nötig sein, sich im Voraus für eine CryptoParty anmelden zu müssen. Sollten die Organisator:innen um eine Anmeldung bitten, um besser planen zu können, muss klar gemacht werden, wie man dies anonym oder pseudonym tun kann.
Die Lernwerkstatt kann zwar über eine Hintertür auch für Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, zugänglich gemacht werden, die Toilette der Lernwerkstatt ist jedoch nicht barrierefrei. Eine barrierefreie Toilette ist in einiger Entfernung außerhalb des Gebäudes zu erreichen.
Von dieser Einschränkung abgesehen, versucht auch die CryptoParty @ Lernwerkstatt die aktive Teilnahme aller Anwesenden zu ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise Übersetzungen über Sprach-, audio-visuelle, und andere Barrieren hinweg.
Die Lernwerkstatt ist rauchfrei.
Es ist schwierig über Privatsphäre zu reden während man gefilmt wird. Deswegen sind Bild- und Tonaufnahmen jeder Art während CryptoParties verboten.
Während wir uns der impliziten und/oder pragmatischen Hierarchien und Machtverhältnisse innerhalb der CryptoParty-Community bewusst sind, machen wir es uns zu unserer Aufgabe, diese so gut wie möglich aufzulösen.
Beispiele für Hierarchien:
Alle Inhalte, die im Namen von “CryptoParty” erstellt werden, müssen gemeinfrei (Creative Commons Zero / CC0), oder wenigstens unter der Creative Commons Lizenz mit Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-SA) veröffentlicht werden.
Es gibt immer wieder Umstände, unter denen man nicht all diese Punkte gewährleisten kann, oder vielleicht sogar mit Absicht davon abweicht zum Beispiel eine CryptoParty, die zu Dokumentations- und Bildungszwecken gefilmt wird.
Das ist ok, solange dies eine Ausnahme darstellt, die auch klar im Voraus kommuniziert wird.
Siehe auch Dogma weiter unten.
Um offen, einladend, und inklusiv zu sein, müssen CryptoParties unabhängig von Einflüssen sein, die Menschen davon abhalten überhaupt erst teilzunehmen:
Obwohl CryptoParties essentiell politisch sind, müssen sie unabhängig von politischen Parteien oder “der Politik” im Allgemeinen sein.
Politische Parteien sollten keine CryptoParties in ihrem Namen veranstalten.
Firmen oder Unternehmen sollten keine CryptoParties in ihrem Namen veranstalten.
Die Software und Hardware, die auf CryptoParties empfohlen wird, muss frei und quelloffen sein.
Das ist völlig unabhängig davon, was für Geräte und Programme Leute zu CryptoParties mitbringen, und was für Entscheidungen sie in deren Verlauf treffen.
Leute, die an CryptoParties teilnehmen, haben teilweise sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen, und -erwartungen. Selbst, wenn sie dieselbe Sprache sprechen, haben sie vielleicht sehr unterschiedliches Vokabular und/oder Verständnis. Im Zweifelsfall sollte man also davon ausgehen, dass Leute ein Wort nicht kennen, und es erklären, oder fragen, ob alles für alle verständlich war.
Menschen fassen Worte auch sehr unterschiedlich auf. Falls du denkst, dass deine Worte als beleidigend empfunden werden könnten: Benutze sie nicht. Falls du keinen anderen Weg findest, um dich auszudrücken, bitte die Umstehenden dir dabei zu helfen, bessere Wörter zu finden.
Dies gilt auch für Verhalten im Allgemeinen.
Falls du eine Person siehst, die bekümmert aussieht, egal wie milde, frag, ob und wie du behilflich sein könntest. Falls du selber dich dazu nicht in der Lage siehst, bitte eine weitere Person auszuhelfen.
CryptoParty – das sind wir alle zusammen. Immer. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Niemand sollte Held:in, Märtyrer:in, oder Rockstar sein müssen, und es ist immer gut um Hilfe zu bitten, falls du dich in dieser Rolle siehst.
Toleriere niemals schlechtes und inakzeptables Verhalten. Aber vergiss auch nicht, die Menschen, die gute Arbeit leisten, ein bisschen zu feiern!
Absicht und Wahrnehmung von Sprache und Verhalten sind immer subjektiv, aber generell finden wir folgendesVerhalten unter jedwegen Umständen inakzeptabel (in alphabetischer Reihenfolge):
Als Belästigung verstehen wir (wieder in alphabetischer Reihenfolge):
Obwohl eines der Ziele von CryptoParty die Auflösung von Grenzen wozu auf die Grenze zwischen Lehrer: und Schüler:innen gehört ist, gibt es in der Regel einige Leute auf CryptoParties, die mit der klaren Absicht kommen, ihr Wissen zu teilen. Das bringt nicht nur die Verantwortung mit sich, das eigene Wissensniveau und damit das Niveau von Sicherheit, das Leute, die von eins lernen, erlangen können, zu kommunizieren, sondern auch den Interessenskonflikt auf seiten der Schüler:innen, die zum Lernen kommen, und vom Wissen, der Leidenschaft, oder Geduld der Lehrer:innen beeindruckt sein können, zu berücksichtigen. Reflektiert darüber, und nutzt es nicht aus.
Fasst niemals die Tastaturen anderer Leute an. Obwohl es aus der „Verletze niemals den persönlichen Raum einer Person“-Perspektive auf Nachfrage, und nachdem man Erlaubnis erhalten hat, eigentlich ok wäre, ist es immer noch schlecht aus der didaktischen Perspektive. Selbst wenn es Probleme gibt, die die Eingabe komplexer Kommandozeilenbefehle zur Analyse und Behebung benötigen, ist es besser, wenn man sich die Zeit nimmt, diese zu diktieren. Die Schüler:in lernt mehr, und falls sich durch die versuchte Problembehebung auch viel später noch weitere Probleme ergeben, kann die Person, der der Computer gehört, sich vielleicht daran erinnern, was versucht wurde, und was dadurch die Quelle des neuen Problems sein könnte.
Egal wie viel Arbeit ihr in das Etablieren einer angenehmen und harmonischen Umgebung steckt, wird der Moment kommen, wenn zwei Personen oder Gruppen von Leuten in einen Konflikt geraten, der die Aufmerksamkeit und eventuell das Eingreifen anderer benötigt.
Viele dieser Situationen lassen sich recht leicht dadurch lösen, dass man die Bedürfnisse und Ansprüche beider Parteien und die Handlungen, die zum Konflikt geführt haben, für die jeweils andere Partei übersetzt.
Egal wie die Situation aussieht, ist es immer gut Unterstützung für beide Seiten des Konflikts zu haben. Keine der Parteien sollte mit ihren Problemen alleine gelassen werden.
Akute Gewalt kann das sofortige Entfernen einer oder beider Parteien nötig machen. Falls beide Parteien zur gleichen Zeit rausgeworfen werden, muss ihre Sicherheit außerhalb der CryptoParty-Umgebung sichergestellt werden.
Sollte es zu einem Konflikt gekommen sein, sollte man folgende Faktoren bedenken und abwägen:
und daraufhin die Strukturen und Prozesse der Gemeinschaft entsprechend verbessern.
Die lose, dezentralisierte Struktur von CryptoParty macht die Bewegung anfällig dafür, dass Leute fernbleiben ohne, dass das wahrgenommen wird. Meistens hat das einfach mit ihren Prioritäten und der begrenzeten Zeit, die uns allen zur Verfügung steht, zu tun. Aber manchmal ist die Ursache auch Unbehagen, das durch bestimmtes Verhalten, oder räumliche Umstände ausgelöst wird. Es sollte, wann immer möglich, Raum geschaffen werden, in dem solches Unbehagen geäußert werden kann, damit man damit umgehen, und es im besten Falle auflösen zu können. Egal wie unbedeutend die Probleme aussehen mögen: Bitte nehmt sie ernst! Manchmal sind auch unbedeutend scheinende Dinge ein Indiz für schwerwiegender und tieferliegende Probleme!
Dieser Code of Conduct ist nur soviel wert, wie er angewendet und gelebt wird. Falls eure Hilfsgesuche und/oder Beschwerden nicht sofort ernstgenommen werden, fragt Leute, bei denen ihr ein gutes Gefühl habt, um Unterstützung egal, ob das Teilnehmer:innen, Organisator:innen, ein konkretes Awareness-Team, oder Leute aus anderen Städten oder Ländern sind. Falls das alles nichts hilft, ist es auch völlig ok, Sorgen und/oder Beschwerden, nach Abwägung der möglichen Konsequenzen für sich selbst und andere beteiligte, zu veröffentlichen.
In der Regel kann man Kontaktinformationen auf den Seiten der jeweiligen CryptoParty finden.
Es liegt in der Verantwortung von uns allen, sowohl Kläger:innen als auch Angeklagte ernst zu nehmen, und sich zu kümmern!
Am Ende hängt es stark von gesellschaftlichen Umständen, Gesetzen, und persönlichen Fähigkeiten ab, wie man mit Konflikten umgehen kann. Deswegen fühlt euch bitte eingeladen dieses Kapitel in eurem Sinne anzupassen, und das Ergebnis zu veröffentlichen und zu teilen!
Entscheidungen werden bei CryptoParties anhand von losem Konsens innerhalb der Gruppe von Leuten, die von jener Entscheidung betroffen ist oder sein wird, getroffen.
Es gibt viele Wege, Konsens zu finden, und wir möchten alle einladen mit verschiedenen Methoden zu experimentieren, um herauszufinden, was für die jeweilige Gruppe in verschiedenen Situationen am besten funktioniert.
Und auch hier: Wenn ihr besonders gut funktionierende Methoden gefunden habt: Teilt sie mit!
Dogma ist für privilegierte Menschen. Aus einer Vielzahl unterschiedlichster Gründe mag es manchmal nötig (oder sogar besser) sein von diesem Code of Conduct abzuweichen. Und das ist ok, so lange dieses Abweichen klar kommuniziert wird, und es keine Einwände der lokalen und/oder globalen Community gibt.
Dieser Code of Conduct ist nur einer unter vielen, und ihr werdet verschiedene andere in ihm wiederfinden. Zu diesen zählen: